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Zahlungsunfähige Staaten 1988-2008


Die wissenschaftlichen Dienste des Bundestags hatten 2008 eine Studie angefertigt mit dem Titel Zahlungsunfähige Staaten in den letzten 20 Jahren (Link). Nachdem bemerkt wurde, dass ein Staat nicht in einem juristischen Sinne bankrott gehen kann, da er nicht liquidiert werden kann, kommt die WD zu folgenden Ergebnis:

Faktisch hat jedoch die Geschichte gezeigt, dass Staatsbankrotte zwar ein seltenes, aber durchaus existierendes Phänomen sind. In den letzten zwanzig Jahren hat es eine nicht geringe Anzahl von Staaten in Zahlungsschwierigkeiten gegeben, offiziell zahlungsun- fähige Staaten gab es jedoch nur drei: Russland 1998, Ecuador 1999 und Argentinien 2001/2002. Offiziell bedeutet in diesem Zusammenhang, dass diese Staaten die Begleichung ihrer Auslandsschulden ausgesetzt und im Anschluss umstrukturiert haben und dabei ihre Zahlungsunfähigkeit in einer Regierungserklärung proklamierten.

Dies ist relativ interessant, denn diese drei Fälle sind aus monetärer Sicht alle drei Sonderfälle. Alle drei Länder hatten Staatsverschuldung in Form von Anleihen, die auf US-Dollars lauteten. Normalerweise lautet die Währung bei Staatsanleihen auf einheimische Währungseinheiten. Die USA geben Staatsanleihen heraus in US-Dollar, die Briten in Pfund, die Schweden in schwedischen Kronen - nur einige Länder nutzen den Euro oder den US-Dollar als Währung für Staatsanleihen. Das Risiko ist klar: Während die Zentralbank eine Regierung immer mit der nötigen Menge an einheimischer Währung unterstützen könnte, wenn sie wollte, ist dies bei Fremdwährung nicht der Fall. Die Zentralbanken von Russland, Ecuador und Argentinien können keine US-Dollars erzeugen. Selbst wenn sie wollten, könnten sie ihrer jeweiligen Regierung bei der Schuldentilgung nicht helfen.


Der WD beendet sein Gutachten mit einigen Anmerkungen:

Es mag verwundern, dass es angesichts der Armut vieler Staaten nur drei Staaten in den letzten zwanzig Jahren gab, die sich für zahlungsunfähig erklärt haben und dazu zwei Staaten wie Argentinien und Russland, die als Industriestaaten gelten und im Falle Russlands sogar eine (ehemalige) Supermacht betroffen ist.

Es folgen einige Sätze zum "Vertrauen" der Finanzmärkte. Immerhin verstehen die Autoren und Autorinnen, dass die Abwertungen der Währungen dieser Länder die Schuldenlast der Auslandsschulden (richtig wäre: Schulden in ausländischer Währung) erhöht hatten. Was sie leider nicht verstehen, und das wäre fundamental, ist das Länder mit eigener Währung nur dann zahlungsunfähig werden können, wenn die Zentralbank dem Staat die Gefolgschaft verweigert. Und das wäre schon ein sehr abenteuerlicher Fall.

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