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Wie die Zentralbank den kurzfristigen Zins auf dem Interbankenmarkt beeinflusst


Die Zinssetzung der Zentralbanken ist ein wesentliches Instrument der Geldpolitik. Während man früher immer behauptete, die Zentralbank würde die Geldmenge kontrollieren, ist dies jetzt nicht mehr der Fall. Ulrich Bindseil, geschäftsführender Direktor der EZB-Abteilung General Market Operations und damit zuständig für das Tagesgeschäft, hat in seinem Buch von 2014 gleich drei Arten beschrieben, wie eine Zentralbank den Interbankenmarktzins kontrollieren (=wesentlich beeinflussen) kann.


Auf dem Interbankenmarkt werden Einlagen der Banken bei der Zentralbank gehandelt bzw. Zahlungen gegen Kredit aufgeschoben. Banken haben also beispielsweise Konten bei der EZB und können dortige Guthaben an andere Banken - aber halt nicht an Haushalte und Unternehmen - weiter verleihen. Die Zentralbank kann gegen Sicherheiten so viel Kredit an Geschäftsbanken gewähren zu einem von ihr bestimmten Zins, dass wohl keine Bank mehr zahlen würde für einen Kredit. Damit bestimmt die Zentralbank den Preis des kurzfristigen Geldes - im Zweifelsfall muss schon am nächsten Tag der Kredit getilgt oder verlängert werden - und dieser wird Zins genannt.


Eine weitere Möglichkeit der Zentralbank ist die Durchführung von Offenmarktoperationen, bis die Banken so viele Wertpapiere verkauft haben dass sie (fast) alle mehr Guthaben verfügen, als sie tatsächlich im Geschäftsbetrieb gebrauchen können. Der Einlagezins auf diese Guthaben wird von der Zentralbank kontrolliert. Keine Bank wird einen Kredit vergeben unterhalb dieses Zinses, da bei der Zentralbank geparkte Guthaben risikofrei sind - im Gegensatz zu einem Kredit an eine andere Bank. Dies soll nur als Beispiel dienen, dass Zentralbanken wie die EZB sich bewusst sind, dass sie den Zins kontrollieren und nicht die Geldmenge. Folglich diskutieren sie Strategien der Zinssetzung und nicht der Geldmengensetzung.

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