Wer sich Dirks Interview mit dem Deutschlandfunk anhört (Link), erlebt trotz der betonten Aufgeräumtheit des Radioformats zwei zerknirschte Moderatoren: Sicher, wenn die Bundesbank schreibt, dass Banken keine Geldverleiher, sondern Geldschöpfer sind, muss man ihr das wohl oder übel glauben.
Anders als mittelalterliche Geldverleiher haben Banken keine Schatztruhen mit Geld in ihren Gewölben und brauchen zur Kreditgewährung auch keine Sparvorräte ihrer Kunden. Im Vergleich zu Geldverleihern schaffen sie vielmehr tatsächlich „Geld aus dem Nichts“, indem sie dem Kreditkunden einfach Zahlen auf dessen Kreditkonto gutschreiben.
Und dennoch: Dass auch die Bundesbank, die SERIÖSE Bundesbank, die gerade ihr 50-jähriges Bestehen feiert, eine Bank sein soll, die im Prinzip Geld aus dem Nichts schöpft – nicht zu fassen!
Keine Angst, liebe Moderatoren des Deutschlandfunks. Wir wissen zwar nicht, was Eure Unkenntnis und Eure Vorurteile mit der Seriosität der Bundesbank zu tun haben. Aber es kommt eh’ noch viel besser:
Nicht nur Kredit, sondern überhaupt alles moderne Geld kommt „aus dem Nichts“!
Wenn man sich klarmacht, dass (zusätzliches) staatliches Geld, wie es ausnahmslos alle Staaten auf der Welt haben, nur aus einer Quelle zu Bürgern und Unternehmen fließen kann, nämlich aus Staatsausgaben, stellt sich die Frage, woher genau die Staaten selbst das Geld für ihre Ausgaben haben.
Richtig, liebe Moderatoren: In der Stunde Null des Währungssystems, wenn es noch kein (neues) Geld gibt, schreibt die Zentralbank dem Fiskus das nötige Startkapital auf dem Kreditkonto des Fiskus bei der Zentralbank gut. Es ist Geld, dass die Zentralbank dem Fiskus schuldet, genau wie der Kredit, den eine Geschäftsbank ihrem Kunden auf dessen Konto gutschreibt, eine Verbindlichkeit der Bank gegenüber ihrem Kunden darstellt (weil sie es ihm auf seine Anweisung z.B. als Bargeld auszahlen muss).
Und genauso, wie die Geschäftsbank ihr sogenanntes Giralgeld „aus dem Nichts“, nämlich durch eine Zubuchung auf dem Kundenkonto erschafft, erschafft die Zentralbank das Zentralbankgeld auf dem Konto des Fiskus „aus dem Nichts“. Eben war noch kein Geld, jetzt „liegt“ welches auf dem Konto.
Damit die Bilanzen der Geschäftsbank und der Zentralbank im System der doppelten Buchführung ausgeglichen sind, bedarf es allerdings neben der eingetretenen Verschuldung der Banken auch des Zugangs eines Vermögenswerts in die betreffende Bilanz.
Bei der Geschäftsbank handelt es sich dabei um den Kreditvertrag, aus dem sie Rückzahlung des Kredits zuzüglich Zinsen verlangen kann, bei der Zentralbank im Rahmen der „Erstausstattung“ des Fiskus z.B. um eine Staatsanleihe, die nichts anderes als einen Kreditvertrag mit dem Staat in Form eines (handelbaren) Wertpapiers darstellt.
Nimmt man die „Stunde Null des Währungssystems“ zunächst einmal wörtlich, hat am Anfang wirklich niemand Geld außer dem Fiskus, der es für seine Staatsausgaben verwendet, wozu ihm – da er nur über Zentralbankgeld verfügt – der Weg entweder über Bargeld (das Zentralbankgeld ist und er daher aus seinem Guthaben bei der Zentralbank von dieser erhält) oder über die Umwandlung in Giralgeld, also der Weg über die Geschäftsbanken, offensteht.
Die Staatsausgaben des Fiskus bringen daher entweder Bargeld oder Giralgeld in Umlauf, das die Bürger und Unternehmen ihrerseits für ihre Geschäfte nutzen.
Die einzige weitere Möglichkeit für Bürger und Unternehmen an Geld zu kommen, besteht in der Kreditaufnahme bei Geschäftsbanken.
Der „Nachteil“ bei Geschäftsbankkrediten besteht allerdings darin, dass sie zurückgezahlt werden müssen, was nichts anderes bedeutet, als dass nach Rückzahlung des Kreditbetrags das Geld aus dem Nichts wieder ins Nichts verschwindet (der Bank bleiben die Zinsen).
Liebe Moderatoren! Denkt mal mit, was passiert, wenn auch der Fiskus seinen Staatsanleihen-Kredit, genau wie Privatleute ihre Geschäftsbankkredite, zurückzahlen würde.
Zunächst: Woher soll er das Geld für die Rückzahlung nehmen?
Er muss es von da zurückholen, wo es hingeflossen ist, nämlich aus den Taschen und von den Bankkonten der Bürger und Unternehmen, d.h. er muss Steuern erheben, was er ja ohnehin tut.
Wollte er allerdings die Staatsanleihe, die sich im Vermögen der Zentralbank befindet, tatsächlich aus Steuergeldern an diese zurückzahlen, müsste er die Steuern so hoch festsetzen, dass alles Geld aus der 1. Staatsanleihe wieder an ihn zurückfließt. Dies hätte zur Folge, dass bei Bürgern und Unternehmen kein eigenes Geld mehr zurückbliebe, sondern nur noch ihre Gelder aus den Krediten bei den Geschäftsbanken. Bürger und Unternehmen hätten keine eignen Geldvermögen mehr, sondern nur noch geliehenes Geld und Schulden. Davon abgesehen käme das Wirtschaftsgeschehen mit vollständigem Entzug der Geldvermögen unbedingt zum Erliegen.
Der Fiskus wird daher im Interesse von Bürgern und Unternehmen den Teufel tun und seine Staatsanleihe zurückzahlen, sondern er wird eine neue höhere Staatsanleihe herausgeben, mit deren Hilfe und dem dafür erhaltenen Zentralbankgeld sowohl die erste Staatsanleihe zurückgezahlt werden, als auch neues Geld als Staatsausgaben an die Bürger und Unternehmen fließen kann.
Diese neue Staatsanleihe ist dann zwar ebenfalls nicht mit Steuereinahmen gedeckt, dafür aber mit der Vermögens- und Wirtschaftsentwicklung, die mit den erstmaligen Staatsausgaben und den jetzt folgenden in Gang gesetzt wurde.
Überträgt man nun den Gedanken der „Stunde Null des Währungssystems“ auf eine Währungsreform oder „das laufende Geschäft“ einer Volkswirtschaft, erweist sich immer wieder, dass eine für die wirtschaftliche Auslastung und Entwicklung unbedingt erforderliche stetige Ausweitung des stabilen Geldvolumens einzig und alleine über eine - durch anwachsendes Vermögen der Bürger und Untenehmen gedeckte - Ausweitung der „staatlichen Verschuldung“, die nicht zurückgeführt wird, erfolgen kann.
Die Staatsverschuldung „aus dem Nichts“, die nie abgebaut wird, ist also die notwendige andere Seite der Medaille des wirtschaftlichen Wohlstands entwickelter Gesellschaften.
Wer das nicht für „SERIÖS“ hält und weiterhin private und staatliche Schulden miteinander verwechselt disqualifiziert sich selbst.
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