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Deutsche Schulden sinken, deutsche Geldvermögen sinken auch!


Stellvertretend für viele Artikel zum Absenken der deutschen Staatsschulden möchte ich hier aus dem Handelsblatt aus dem letzten September zitieren:


(Berlin) Weniger Schulden, höhere Steuereinnahmen, geringerer Kreditbedarf: Die gute Konjunktur macht sich zunehmend in den deutschen Staatsfinanzen bemerkbar. Die Verbindlichkeiten von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte sank zur Jahresmitte unter die Marke von zwei Billionen Euro. Ende Juni standen sie zusammen mit 1,98 Billionen Euro in der Kreide, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das sind 2,9 Prozent oder 59,8 Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor. „Dabei konnten alle staatlichen Ebenen ihre Verschuldung verringern“, erklärten die Statistiker.


Dies scheinen die Autoren als positiv zu bewerten. Die ist allerdings unverständlich, denn der Schuldenabbau des Staates funktioniert nur mit Steuereinnahmen, die über den Staatsausgaben liegen. Wenn es also einen staatlichen Überschuss gibt, dann nimmt der Staat den Haushalten und Unternehmen in Deutschland über die Steuern mehr Geld weg als er über Staatsausgaben bei uns an Einnahmen erzeugt. Mit anderen Worten: die Nettoersparnis des Staates basiert auf unserer Reduktion an Nettoersparnis!


An dieser Stelle wird deutlich, dass eine Bilanzperspektive unbedingt notwendig ist, um das Finanzsystem zu verstehen und nicht auf Aussagen hereinzufallen, bei denen einfach eine Seite der Transaktion ausgeblendet wird. Ich bin mir sicher, dass die meisten Deutschen aufgrund von Unkenntnis der wirklichen Zusammenhänge für weniger Staatsschulden sind. Wenn man aber fragt, wer für mehr Privatvermögen ist, der wird ebenfalls eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich haben. Die beiden Positionen sind allerdings nicht kompatibel bzw. hängen zusammen, und es sollte Aufgabe der ÖkonomInnen und der Presse sein, auf solche Punkt hinzuweisen, damit die öffentliche Debatte vorankommt und nicht auf einseitiger Betrachtung beruhend schlechte Wirtschaftspolitik gemacht wird.


Aktuell hat der Staat eine Nettoersparnis von nahe bei null und dem Sparen im Bereich der Haushalte und Unternehmen entspricht eine steigende Verschuldung im Ausland, denn Ausländer geben mehr aus für deutsche Waren und Dienstleistungen als Deutsche für ausländische Käufe. (Dazu kommt noch der Saldo der Unternehmensgewinne.) Wenn steigende Verschuldung schlecht ist, warum erzeugt das deutsche Wirtschaftsmodell "Exportweltmeister" dann ebendiese im Ausland?

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