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Verstehen wir unser eigenes Geldsystem nicht?


Ein Artikel im Handelsblatt stellt fest, dass wir unser eigenes Geldsystem nicht verstehen. Wir würden immer noch gedanklich in einer Welt leben, in der ein Goldstandard herrschen würde, in dem alle die Regeln des Spiels befolgen würden (was übrigens nie der Fall war). Der Autor sorgt sich um das Wissen der Allgemeinheit und schreibt:


"So gibt es die Sorge, Regierungen könnte das Geld ausgehen, obwohl die Notenbanken ihnen jederzeit welches zur Verfügung stellen können. Auch die Tatsache, das die Notenbanken nicht pleite gegen können, ist nicht überall bekannt."


Der Autor hat sicherlich die MMT (Modern Monetary Theory) im Sinn, deren empirischen Ansatz wir teilen. Das Geldsystem ist vom Menschen gemacht und kann beschrieben werden. Daher sollten Aussagen wie die des Autors oben sowohl im Studium (Lehre und Forschung) wie auch in der öffentlichen Debatte fundamentaler Bestandteil sein. Es gibt viele Fragen, die sich nicht so einfach beantworten lassen, aber dass eine Zentralbank wie die Europäische Zentralbank und die an sie angeschlossenen nationalen Zentralbanken kostenlos und in gewünschter Menge Zentralbankgeld zur Verfügung stellen können sollte als Fakt dargestellt werden und nicht als Meinung.


Wenn es also um die Frage geht, ob eventuell die Corona-Schulden zu einer Pleite von Zentralbank oder Regierung führen müssen, dann ist die Antwort nein. Sie muss es nicht, wenn die Zentralbank die Regierungen unterstützt, so wie jetzt durch das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) und das Aussetzen der Drei-Prozent-Regel bei den Defiziten.


Wir von der Pufendorf-Gesellschaft - übrigens ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin - haben uns der Aufklärung über die Funktionsweise des Geld- und Finanzsystems verschrieben. Ein wichtiger Punkt ist der, den politischen Einfluß auf das Geld- und Finanzsystem sichtbar zu machen. Es läuft nämlich keineswegs automatisch, sondern wird politisch gestaltet. Dabei ergeben sich für die betroffenen Länder gewaltige Unterschiede. So wurde z. B. Griechenland in der Eurokrise von 2010 alleine gelassen und musste mehrfach die Staatsanleihen durch Umtausch in neue Staatsanleihen von geringerem Wert entwerten. Dieses mal ist es nicht notwendig, weil die EZB die Anleihen ankauft. So ist die Erwartung, dass dieses mal der griechischen Regierung nicht das Geld ausgeht.


Wer mehr über die Funktionsweise des (europäischen) Geld- und Finanzsystems lernen möchte, findet hier Videos, Dokumente, Blogbeiträge, Literaturlisten, Hinweise auf Kurse und Veranstaltungen und vieles mehr.

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