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Reallöhne, Produktivität und Sparen

Bei Makroskop wurde jüngst die Rolle von Produktivität und Reallöhne thematisiert, welche in der ZDF-Sendung "Die Anstalt" aufgegriffen wurde. Zentral ist diese Graphik zur Entwicklung von Produktivität und Reallöhnen in Deutschland:

Die Diskussion ist relativ einfach zu verstehen. In einer Ökonomie, in der Unternehmen Profite erzielen wollen, indem ihre Einkünfte höher liegen als ihre Ausgaben, muss die gesamte Produktion verkauft werden. Wenn aber die in der Produktion ausgeschütteten Löhne langsamer wachsen als die Produktivität, wer kauft dann die zusätzliche Produktion? In der Grafik oben stellt sich diese Frage insbesondere für die Jahren 2000 bis 2007, in denen die Reallöhne nicht stiegen. Wenn aber die Kaufkraft der ArbeitnehmerInnen nicht steigt, wer kauft dann die zusätzlichen Güter und Dienstleistungen?


Die Antwort könnte lauten: a. der Staat oder b. die Empfänger der Gewinne und Zinsen oder c. das Ausland oder d. eine Kombination der ersten drei Antworten. Fangen wir mit einer Betrachtung der Möglichkeit b. an. Wenn die Reallöhne nicht steigen, der Wert der Produktion hingegen zunimmt (das BIP steigt also), dann müssen auch die Gewinne und Zinsen gestiegen sein. Wenn also die Empfänger dieser Einkommen davon einen genau so großen Teil ausgeben wir die ArbeitnehmerInnen und Arbeitnehmer, dann haben wir kein Problem. Das Angebot wird komplett nachgefragt, die Unternehmen sind zu zufrieden, da ihre Produktion nachgefragt wurde.

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat Daten zum Sparverhalten nach Einkommen in einer schönen Grafik dargestellt (Quelle):


Es ist einfach zu erkennen, dass das Sparverhalten der unterschiedlichen Einkommensklassen sich unterscheidet. Während die untersten zehn Prozent der Haushalte im Bezug auf das monatliche Haushaltseinkommen nur 1,8% ihres Einkommens sparen, sind es satte 17% bei den obersten 10%. Eine Umverteilung von den Löhnen zu den Beziehern von Zinsen und Gewinnen führt also zu einer strukturellen Nachfrageschwäche.


Die Nachfrageschwäche kann dadurch behoben werden, dass ein anderer Nachfrager gefunden wird. Entweder könnte dies der Staat sein oder der Rest der Welt, also das Ausland. Solange die zusätzlichen Güter und Dienstleistungen dorthin exportiert oder dort verbraucht werden, ist die Unternehmenswelt in Ordnung. Profite sind hoch, Nachfrage ist hoch. Allerdings kommt es dann zu Problemen bei der Nachfrage, wenn das Ausland weniger kauft oder der Staat seine Ausgaben einschränkt. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Diskussion über Steuersenkungen und Erhöhungen der Staatsausgaben zu verstehen oder auch der Vorschlag eines europäischen Finanzministeriums, wie er von der spanischen und der französischen Regierung vertreten wird.

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