Das IS/LM-Modell erfreut sich in makroökonomischen Lehrbüchern immer noch großer Beliebtheit. Die wesentliche Erkenntnis des Modells lautet, dass die Nachfrage - also die Kaufkraft - das Angebot und damit das Bruttoinlandsprodukt determiniert. Während dies auch für die jetzige Krise eine sehr gute Erkenntnis ist, enthält das Modell leider auch seltsame Konstruktionen, die zumindest mich als Studenten sehr verwirrt hatten. Im IS/LM-Modell ...
... hängt der Zins vom Einkommen ab. Das ist unrealistisch - in der realen Welt setzt die Zentralbank den Zins fest, und nicht - wie im Modell angenommen - die Geldmenge.
... kann die Zentralbank den Leitzins nicht auf Null drücken, da es eine "Liquiditätsfalle" gibt. Bei sehr niedrigen Zinsen würde das Publikum keine Staatsanleihen mehr kaufen und statt dessen nur Bargeld bzw. Einlagen bei der Zentralbank halten. Das die in der Eurozone inzwischen negativ verzinst werden hatte wohl niemand auf der Rechnung!
... gibt es Geldmarkt-un-gleichgewichte, nämlich alle Punkte, die nicht auf der LM-Kurve liegen. Auch das ist meiner Meinung nach unsinnig, da die Banken sich gegen Sicherheiten so viel Zentralbankgeld leihen können wie sie möchten. Und das tun sie übrigens auch, ohne dass der Zins steigt. Die Zentralbank hat dafür Sorge zu tragen, dass die Banken liquide sind. Also bestimmt im Normalfall die Nachfrage das Angebot, das zwar "knapp" werden kann, aber einen "Mangel" an Zentralbankgeld ist nicht zu vermuten. Sonst würden ja Überweisungen nicht durchgehen, da Banken im Zahlungsverkehr kein Zentralbankgeld überweisen.
... hängen die Investitionen negativ von den Zinsen ab. Das ist empirisch gesehen mehr als wacklig - in den letzten Jahrzehnten gingen in den meisten großen OECD-Ländern die Zinsen immer weiter herunter und die Investitionen nahmen immer weiter ab. Die heutigen Nullzinsen bei schwachen Investitionen in der Eurozone zeigen: es ist nicht ganz so einfach! Der Spezialfall der zinsunelastischen Investitionen (vertikale IS-Kurve) scheint hingegen der neue Normalfall der Weltwirtschaft zu sein.
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