Jeden Freitag veröffentlichen wir einen kurzen Beitrag von Randall Wray, der schrittweise eine umfassende Theorie aufbaut, wie Geld in souveränen Ländern "funktioniert". Die Beitragsserie entstammt der Einführung in die "Modern Monetary Theory" (MMT) von Randall Wray aus dem Jahre 2011 auf der Website „New Economic Perspectives“ und wurde von Michael Paetz und Robin Heber ins Deutsche übersetzt. Zudem wird Vorstandsmitglied Dirk Ehnts jeden Freitagabend von 19-20 Uhr auf Facebook Fragen zum Beitrag der Woche beantworten. Ihr könnt uns natürlich auch gerne Fragen über das Emailformular (unten auf dieser Seite) schicken.
Von L. Randall Wray
Nachdem wir bereits in den vergangenen Wochen ausführlich auf die Kritik der österreichischen Schule reagiert haben, wollen wir uns heute noch ein letztes Mal mit ihr auseinandersetzen. John Carney stimmt mit mir überein, dass es keine Frage ist, ob wir uns die Unterstützung älterer Menschen leisten können, aber er behauptet, dass ich die "wirkliche" Belastung nicht sehe - die Relation von alten zu jungen Menschen und so weiter. Tatsächlich schreibe ich darüber schon seit den frühen 1990er Jahren. Die "reale" Belastung ist das Einzige, was zählt.
Hier ist nur eine kurze Liste von Studien, die ich auf www.levy.org veröffentlicht habe:
Public Policy Brief No. 98 | February 2009 The Case Against Intergenerational Accounting: The Accounting Campaign Against Social Security and Medicare
Working Paper No. 468 | August 2006 Global Demographic Trends and Provisioning for the Future
Policy Note 2006/5 | July 2006 The Burden of Aging
Policy Note 2005/6 | September 2005 Social Security’s 70th Anniversary
Policy Note 1999/8 | August 1999 More Pain, No Gain
Public Policy Brief No. 55 | August 1999 Does Social Security Need Saving?
Dies ist nur eine kleine Auswahl; die zuletzt aufgeführte Veröffentlichung (PPB 55) sowie das WP 468 sind wahrscheinlich die Studien, die man zuerst lesen sollte, dann PN 2006/5.
Nun, um eines klar zu stellen: Auch, wenn ich denke, dass sein Argument, dass die Zahlung von Leistungen an die Urgroßmutter irgendwie dazu führt, dass junge Frauen unfruchtbar werden, ein wenig weit hergeholt ist, steckt ein kleines bisschen Wahrheit in ihm. Forschungen zeigen: Der einfachste Weg, um die Geburtenzahl in der Bevölkerung zu verringern ist es, den sozialen Status von Frauen zu erhöhen. Wenn man Frauen von den Mühen der Unterwerfung befreit, schlägt man sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie entscheiden sich dafür, weniger Kinder zu bekommen (besser für die Umwelt und die langfristige Erhaltung der Spezies - obwohl ich vermute, dass Carney und die anderen Österreicher die Ergebnisse der Wissenschaft zum Klimawandel nicht akzeptieren) und sie genießen eine größere Gleichberechtigung.
Es könnte eine Folge der Sozialversicherung sowie all der anderen progressiven Regierungsprogramme sein, dass sich die Sicherheit der Frauen erhöht, so dass sie sich nicht so abhängig von ihren rüpelhaften Ehemännern fühlen, die sie nur schwängern und barfuß in der Küche halten wollen. Also, OK, es gibt eine gewisse Verbindung. Wie ich schon sagte, ist das Gemeinwohl von Natur aus progressiv. Die Regierung spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter. Und das ist auch gut für die Umwelt. Ich halte beides für eine wichtige Aufgabe der Regierung.
Carney und ich stimmen zu 100% überein, was die MMT-Schlussfolgerung angeht, dass wir uns die Oma immer "finanziell leisten" können. Ich denke jedoch, dass es eine kleine Meinungsverschiedenheit über Steuern und Sozialversicherungsausgaben gibt. Wir leisten die Zahlungen der Ausgaben per Tastendruck. Der Zweck davon ist es, Ressourcen zu Oma zu verschieben - wir schreiben ihrem Bankkonto Geld gut, damit sie in einem Geschäft einkaufen kann, anstatt in Müllcontainern zu wühlen.
Nun, aber warum belasten wir dann Arbeiter mit der Lohnsteuer? Nicht, um die Leistungen zu bezahlen (Carney stimmt dem zu, glaube ich). Vielmehr soll verhindert werden, dass die derzeitigen Arbeitnehmer die gesamte Produktion aufkaufen und mit Omas kleinen Sozialleistungsschecks um die knappen Güter und Dienstleistungen konkurrieren. Das würde natürlich zu einer Inflation führen, sobald wir die Produktionskapazitäten erschöpfen.
(Ich möchte in diesem Punkt verständlich sein: Ich war schon immer gegen die Lohnsteuer, da sie ein schlecht konzipiertes Mittel darstellt, um das Ziel zu erreichen, dass die Nachfrage die Produktionskapazität nicht übersteigt. Besser ist es, eine progressive Steuer zu haben, die jeden trifft. Und John würde wahrscheinlich mit Warren Mosler und mir darin übereinstimmen, dass die Lohnsteuer den Anreiz zur Arbeit in unzulässiger Weise reduziert - was genau das Gegenteil von dem ist, was wir brauchen, wenn das Problem darin besteht, dass die Produktion zu niedrig ist).
Die Sorge gilt also den realen Ressourcen. Die entscheidende Frage ist, ob wir die notwendigen Produktionskapazitäten besitzen, um die Arbeiter, ihre Kinder und andere Abhängige sowie all die Omas und Opas und Menschen mit Behinderungen, die Sozialhilfe beziehen, zufriedenzustellen. Offensichtlich gibt es diesbezüglich heute kein Problem, und es gab auch in der Nachkriegszeit kein Problem. (Der Zweite Weltkrieg war eine andere Sache, da wir die Hälfte der gesamten Produktion für den Krieg umstellen mussten.)
Wir haben immer weit unterhalb unserer maximalen Kapazitätsgrenze gearbeitet (US-Kapazität plus die Nettoimporte, die das Ausland an uns verkaufen will). In der Tat hätte sich unsere Wirtschaft viel besser entwickelt, wenn wir all den Omas mehr bezahlt hätten - um die Gesamtnachfrage zu erhöhen, die Beschäftigung zu steigern und die Unternehmer mehr produzieren und verkaufen zu lassen, damit sie mehr Gewinne erzielen können, was zu immer mehr Investitionen und der Schaffung von mehr Produktionskapazität geführt hätte.
Carney und andere Feinde der Sozialversicherung behaupten immer, das Problem liege in einer fernen Zukunft - nicht heute - wenn die Relation von alten zu jungen Menschen steigen, wenn wir weniger Arbeiter pro Oma haben werden. Sie halten es für eine "Tatsache", dass die Belastung zu groß werden wird. New Economic Perspectives hat darauf zwei Antworten.
1: Seine „Fakten“ sind falsch, wie wir in vielen Veröffentlichungen gezeigt haben. Es gibt hier zwei wesentliche Punkte: Erstens erreichte der Gesamtabhängigkeitsquotient (alte Menschen und Kinder im Verhältnis zur arbeitsfähigen Bevölkerung) um 1965 seinen Höhepunkt und wird (wahrscheinlich) nie wieder dieses Niveau erreichen. Bedenken Sie, dass die Arbeiter damals im Durchschnitt 3,7 Kinder zu versorgen hatten - es gab also weniger Omas, aber mehr Kinder. Die Art der Unterstützung, die benötigt wird, ist eine andere (und ja, die Unterstützung von Großmüttern könnte möglicherweise "sozialisierter" sein als die Unterstützung von Kindern - aber selbst das ist fraglich, und das ist eine politische und keine wirtschaftliche Überlegung). Aber Kinder sind auch eine "Last". (Glauben Sie mir; ich habe selbst welche. Es gibt Zeiten, in denen ich sie gegen ein paar Großmütter eintauschen würde.) Zweitens wird der reale Lebensstandard der Arbeitnehmer bei allen Prognosen (selbst bei pessimistischen) weiter steigen, auch wenn die Arbeitnehmer mehr alte Menschen unterstützen müssen. Real wird es ihnen bessergehen als den heutigen Arbeitnehmern.
(Nebenbei bemerkt: Es wird immer unterstellt, dass Omas und Opas nichts zur Produktion beitragen. Selbst das ist falsch. Auch wenn sie nicht für Lohn arbeiten, helfen sie mit. In der Tat wird der größte Teil der Pflege für extrem alte Menschen von Frauen über 65 Jahren geleistet - und das meiste davon unbezahlt. Die Vorstellung, dass ältere Menschen nichts als eine Last sind, ist falsch. Ich würde sie für einen Teil dieser Arbeit sogar bezahlen. Zum Beispiel mit einer Jobgarantie?)
2: Aber viel wichtiger ist: Was ist die Alternative? Soylent Green? Unterstützt sie oder fresst sie - das ist die Frage von Hamlet. Selbst wenn wir die Sozialversicherung ganz abschaffen, bleibt die reale Belastung bestehen.
Und in der Tat wird es höchstwahrscheinlich noch schlimmer, wenn man auf die Sozialversicherungen verzichten würde. Arbeiter jeder Generation werden mehr Ersparnisse beiseitelegen müssen und zwar für ihre gesamte Lebenszeit (um zu vermeiden, dass sie später von Konserven leben oder in Müllcontainern nach Essen suchen müssen bzw. von der Unterstützung undankbarer Kinder abhängig zu sein, die sich darüber ärgern, dass ihre Eltern zu lange leben). Der Konsum aus dem Lohneinkommen wird also chronisch unzureichend sein, damit die Unternehmen ihre Kosten decken können. Die Umsätze werden chronisch zu niedrig sein, weil die Arbeitnehmer sparen. Der Anreiz zu investieren und Innovation zu schaffen wird viel geringer sein. UND DANN WIRD SOGAR AUCH DAS SPAREN GERINGER SEIN! (Investitionen schaffen Ersparnisse: Wenn man versucht, mehr zu sparen, bedeutet das nicht, dass man tatsächlich mehr spart - das Paradoxon der Sparsamkeit. Wenn also die Haushaltsdefizite oder Handelsüberschüsse nicht steigen, um die Lücke zu füllen, die durch die geringeren Investitionen entsteht, haben wir am Ende weniger Ersparnisse, um uns um die Älteren zu kümmern, die aus dem Sicherheitsnetz der Sozialversicherung fallen.)
Und wir wissen aus Erfahrung (denken Sie an die 30er Jahre vor Einführung der Sozialversicherung), dass die Arbeiter nie wirklich genug gespart haben (Umfragen zu dieser Zeit zeigten, dass große Teile der älteren Menschen keine nennenswerten Mittel zur Unterstützung hatten) - so werden viele im Ruhestand auf ein Leben am Rande der Gesellschaft reduziert, unterstützt von Almosen und Kämpfen mit streunenden Hunden um Essensreste.
Ich weiß, dass einige Österreicher eine solche dystopische Zukunft tatsächlich genießen. Sie lieben den Film "Ein Junge und sein Hund" oder "Mad Max". Es ist genau die Art von freier Marktgesellschaft, die sie zu schaffen versuchen.
Aber das Problem ist, dass sie nur undemokratisch umgesetzt werden kann. Wenn Carney und andere ihre Vorschläge nämlich auf den Tisch legen und alle sehen können, welche Art von Regierung s
Comentários