Dr. Grzega, ehemals Vorstandsvorsitzender der Sparda Bayern, hat jüngst in einem Vortrag seine Sicht der Gemeinwohlökonomie vorgestellt. Dies ist eine Art erweiterte Buchführung, in der nicht nur Profite zählen, sondern auch andere Faktoren. Ziel ist ein ethisches Wirtschaftsmodell (Link). Umgesetzt werden soll das Modell bereits in der Region Valencia in Spanien, wo Beihilfen gewährt werden sollen (Link). In der wissenschaftlichen Welt ist die Gemeinwohlökonomie noch weitestgehend unbekannt, aber das muss ja nicht so bleiben.
Die akademischen Ökonomen diskutieren ja schon seit geraumer Zeit über die Frage, ob das BIP den Wohlstand einer Gesellschaft abbildet. Die vorläufige Antwort lautet wohl: nein. Die Gemeinwohlökonomie kann vielleicht einen Beitrag dazu leisten, wie wirtschaftliche Aktivitäten zu bewerten sind, die private Gewinne auf Kosten sozialer Verluste erzeugen. So arbeiten beispielsweise die US-Amerikaner im Durchschnitt etwa 20% mehr als die Europäer, haben aber seit Jahrzehnten keine steigenden Reallöhne mehr. Gleichzeitig ruft die lange Arbeitszeit immer mehr gesundheitliche und soziale Probleme hervor, die aber nicht im Zusammenhang mit der längeren Arbeitszeit betrachtet werden.
Insofern schein Gemeinwohlökonomie als interessante neue Perspektive dazu geeignet, die Frage nach dem Aufbau der Ökonomie noch mal neu zu stellen. Wollen wir das Gemeinwohl zukünftig stärker in den Vordergrund stellen oder führt eine Profitmaximierung direkt zu einer Maximierung des Gemeinwohls? Letzteres wird häufig Adam Smith in den Mund gelegt, aber der verwies auch schon auf öffentliche Güter, die nicht profitabel bereitgestellt werden könnten (u. a. Bildung).
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