In den vergangenen Wochen hat die Debatte um die Modern Monetary Theory endlich auch Deutschland erreicht (siehe z.B. hier und hier). Gestern hat sich nun auch Mark Schieritz, wirtschaftspolitischer Korrespondent der ZEIT, in seiner Kolumne wohlwollend zu MMT geäußert:
Man muss unkonventionellen ökonomischen Ansätzen wie der Modernen Geldtheorie nicht in allen Details folgen. Sie schärfen aber das Verständnis dafür, dass Geld nur ein Mittel zum Zweck und nicht der Zweck selbst ist. Ohne die Fabriken von Entenhausen wäre Dagobert Duck in seinem Geldspeicher ein armer Mann.
Das Interview, das Schieritz am 4. April mit Stephanie Kelton geführt hat (hier), muss ihn offenbar nachhaltig beeindruckt haben. So beginnt er seinen Beitrag mit einem Beispiel aus dem Tierreich, dass auch Kelton verwendet, um zu verdeutlichen, wie sinnlos die Behauptung ist, für notwendige Investitionen würde es an Geld fehlen. Ein Biber würde nämlich niemals darüber nachdenken, einen Damm aus Mangel an Zahlungsmitteln nicht zu bauen. Ebenso sollten wir nicht aus Mangel an Zahlungsmitteln die Renovierung einer Schule verweigern, solange es arbeitslose Maurer und Zimmerleute gibt.
Sogar in Bezug auf die Rentendebatte schließt Schieritz aus unserer Sicht völlig zu Recht, dass es auf die spätere Bereitstellung realer Güter ankommt und nicht auf das Bilden von Geldersparnissen. Wer zukünftig mehr an die Rentner verteilen will, sollte heute alles dafür tun, die notwendigen Investitionen zu tätigen, um später eine höhere Wertschöpfung zu ermöglichen. An Zahlungsmitteln für solche Investitionen kann es dem Staat als den Schöpfer von Geld nicht fehlen.
Es zeigt sich wieder einmal, wie bedeutend ein solides Verständnis von Geld ist. Eine Finanzpolitik nach schwäbischer Hausfrauenart schafft zusätzliche Belastungen für unsere Kinder. Es sind nicht die Schulden des Staates, die den kommenden Generationen Schwierigkeiten bereiten werden. Es ist die marode Infrastruktur, die ihren zukünftigen Wohlstand mindert.
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