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An der Zentralbank vorbei Geld schöpfen – wo gibt’s denn sowas?


Es herrscht eine schwere Wirtschaftskrise und die Regierung überlegt, wie sie die private Liquidität erhöhen könnte, ohne auf die Zentralbank zurückzugreifen, also offiziell „Geld zu drucken“. Frei nach dem Motto: „Ich wasch‘ mich, aber ich mach‘ mich nicht nass“, beschließt sie, für bestimmte gezahlte Steuern Steuerrückvergütungen in Form von Steuergutscheinen zu erteilen, die in den kommenden 5 Jahren jeweils zu 1/5 des Nennwerts auf fällig werdende Steuern angerechnet werden. Die Regierung hofft, dass sich die Steuergutscheine, die das für Geld wesentliche Merkmal aufweisen, dass mit ihnen Steuerschulden bezahlt werden können (Einheit „X“ Steuergutschein + Einheit „X“ Steuerschuld = 0), von ihren Inhabern mit einem Diskont, also einem Abschlag auf den Nennwert, zu Geld gemacht werden können. Zu diesem Zweck werden die Steuergutscheine zum Handel an der Börse zugelassen – was den Verkauf außerhalb der Börse nicht ausschließt.


Die Geschichte würde sehr gut in die (unverändert) aktuelle Eurokrise passen, wenn man überlegt, dass z.B. Italien händeringend überlegt, wie der Staat zur Förderung der Liquidität und der Nachfrage mehr Geld ausgeben kann, ohne dass Brüssel (und Berlin) das Land sofort als Defizitsünder auf die €uro-Anklagebank setzen (und „die Märkte“ auf Italien hetzen). Selbstverständlich darf Italien bzw. die Banca d’Italia €uro‑Geld nicht mehr für sich selbst schöpfen – dieses Privileg hat man vor langer Zeit an die Europäische Zentralbank abgetreten, für die nun das €uro-Geld erzeugt wird (warum, weiß niemand mehr so genau). Wie wäre es aber, wenn man so etwas Ähnliches wie Geld herstellen würde, von dem aber niemand sagen kann, dass es gegen das €uro-Privileg der EZB verstößt?


Keine Bange – die Geschichte spielt nicht heute in Italien, sondern 1932 in ... Deutschland.


Andererseits: Heißt es nicht immer, dass sich die anderen €uro-Staaten an Deutschland ein Beispiel nehmen sollen?

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